Es ist vorbei


Ich habe es dir gesagt! Sei stark und sei mutig! Lass dir keine Angst einjagen, lass dich nicht einschüchtern, denn Jahwe, dein Gott, steht dir bei, wo du auch bist.“

Josua 1:9 NBH

Vielen vielen Dank für eure Unterstützung und eure Gebete in den letzten Jahren. Danke für alles Nachfragen und jede Tafel Schokolade, jede Mail, jede Chatnachricht oder Postkarte. Das tat so gut. Ich aber auch unsere ganze Familie durfte ganz praktisch erleben, was Gemeinde Gottes bedeutet. Danke für euch als Gemeinde, egal wo. Dieser Beitrag wird lang, denn ich möchte Mal einen kleinen Überblick über den Ablauf meiner Behandlungen geben und Beiträge aus diesem Blog darunter verlinken, da ich sie selber einmal wieder lesen möchte. Das bringt mich wieder zu neuer Dankbarkeit. Die Zählung beginnt natürlicherweise bei [0]. 😉 Auf Youtube-Videos oder Bilder verzichte ich diesmal.

Für all diejenigen die diese Geschichtsschreibung nicht so interessiert und die wissen möchten wie es uns und mir so geht. Es geht mir gerade gut. Ich habe aktuell keinen Infekt aber ein paar Hautprobleme. Die Ärzte in Tübingen sind sehr zufrieden und haben zum 23.05.2024 die Studientherapie beendet. Ich habe alles abgegeben, außer den Löffel. Das Ergebnis der letzten MRT-Untersuchung und der letzten Knochenmarkpunktion steht noch aus, aber ich bin mir sicher, da wird nichts gefunden. Ich bin zur Zeit manchmal noch sehr müde und erschöpft, aber ich bin dankbar, dass ich diese schwierigen Therapien überlebt habe. Jetzt gehe ich in die Nachsorge, ebenfalls in Tübingen. Ich bin dankbar und froh in Tübingen so kompetent behandelt und beraten zu werden. Ich werde aktuell langsam wieder in das Berufsleben eingegliedert. Jetzt aber zur Vergangenheit.

Begonnen hat alles am 01.09.2020 mit der Induktionstherapie. [0] Damals habe ich nach einem Blutbild und einer kleinen ärztlichen Untersuchung meine erste Bauchspritze bekommen. Ich war dort nicht alleine, ein sehr guter Freund und Jesus Christus waren auch dabei. Anschließend war ich bis zum 24.12.2024 alle 42 Tage mit der Bauchspritze Mode.

Nach einem Monat habe ich das erste kurze Fazit gezogen und über ein paar Nebenwirkungen und die Ellagsäuren berichtet… Damals habe ich echt viele Smoothies aus roten und grünen Früchten gemacht. [1] Vielleicht sollte ich da ein paar Rezepte rauskramen und das wieder tun? Nein ich werde das machen!

Dann kamen die ersten richtigen Nebenwirkungen der Therapie zum Vorschein. Eine erste Thrombophlebitis. Das erste Mal richtig Angst vor der Zukunft und wahnsinnige Schmerzen. Das tat ziemlich weh, war aber im Vergleich zu dem was noch kommen sollte gar nichts. Naja wer gegen Krebs kämpft braucht nicht mit dem Beschuss von Wattenbällchen zu rechnen. Ich durfte die Wochen bis Weihnachten zudem dann in das Stuttgarter Krankenhaus zur Therapie wechseln, was die Anfahrt deutlich erleichterte. Außerdem hatten die ein Kaffee und Kuchenbuffet zur Selbstbedienung. Das war der richtige Schritt. Es war aus sehr schlau nicht die ganze Therapie dort hin zu verlegen, da die Tübinger das Myelomzentrum neben der Universität Heidelberg sind. [2]

Die Chemo war schon sehr lang, das fällt mir gerade beim Lesen meines Blogs auf. Ich mache da jetzt einen Sprung zum Ende der Induktionstherapie, denn dann wirds wieder lustiger, nachdem mich zum Ende der Induktionstherapie alles genervt und angekotzt hatte. [3]

Der zweite Teil der dreiteiligen Chemo ist die Mobilisation der eigenen Stammzellen gewesen. Das klingt harmlos, denn ich habe Medikamente gespritzt und meine Knochen fingen an Stammzellen zu produzieren. Produzieren klingt einfach, aber das ist echt heftig. Knochenschmerzen der übelsten Sorte waren die Folge und ein hoher Grad an Infektanfälligkeit, aber und da musste ich durch. Das alles habe ich mitgemacht um am Ende die Stammzellen zu bekommen, die direkt in den Frost kommen, für schlechte Zeiten. Das ist auch so gewesen, denn diese Stammzellen habe ich nach der Hochdosischemotherapie wieder implantiert bekommen.[4]

Danach hieß es warten und ausruhen. Ich war bereit für die Hochdosischemotherapie, zumindest aus medizinischer Sicht. Am 22.02.2021 ging es dann los. Am Anfang war auch alles gut und der ZVK hielt was er versprach, aber an Tagen danach wurde es nicht besser sondern schlechter. Das waren die heftigsten drei Wochen meines bisherigen Lebens. Ich lebe! Die Ärzte (alle!) haben mir mehrfach gesagt, dass es bei meinem aktuellen Gesundheitszustand und den Erfahrungen der Vergangenheit kaum oder gar keine Komplikationen gibt. Dem war nicht so. Ich hatte überhaupt gar keinen Appetit, alle Schleimhäute waren komplett entzündet, Fieber, anfängliches Nierenversagen, Schlafprobleme, Atemnot nur um einiges zu nennen. In dieser Zeit war es nicht so schön. Gott war immer da und hat mir neuen Mut gegeben. Mehr als flüsternd beten, oder nur in Gedanken ging nicht. Ich bin nur durch Gottes Hilfe noch am Leben. Danke Herr Jesus. [5]

Im Anschluss an diese Therapie hieß es wieder warten. Ich wurde direkt in die Erhaltungstherapie übergeleitet, obwohl die Hochdosistherapie ihre Wirkung nicht zu 100% entfalten konnte. Es hätte eigentlich eine zweite benötigt, aber bei meiner Verlaufsgeschichte ist der ’survival benefit‘ nicht gegeben. Es bestand das Risiko, dass ich diese zweite Chemo nicht überlebe und da hat das Ärzteteam entschieden es ohne zu probieren. Ich find’s eine klasse Entscheidung. Ab dem 27.05.2021 bin ich in der Erhaltungstherapie und zusätzlich in einer Studie mit Studienmedikament und ohne Placebo. Diese Phase 3 der Behandlung ist jetzt abgeschlossen. [6]

Ich nehme zwar weiterhin die Chemotherapie als Tabletten aber ich brauche keine Antikörpertherapie mehr auf der Tagesklinik. Ich gehe ab jetzt einmal alle drei Monate auf die Myelomambulanz. Ich bin Gott unheimlich dankbar, dass er mich da durch getragen hat und ich noch ein paar Jahre auf dieser Welt bin. Ich weiß, dass alles in seiner mächtigen Hand liegt, ob Leben oder Tod, neuer Krebs oder andere Krankheit. Er kann machen, dass ich steinalt werde oder sogar noch älter. Alles liegt in seiner Hand. Ich gehe zuversichtlich weiter.

[0] https://www.marcusradisch.de/2020/08/chemostart-morgen-gehts-los/
[1] https://www.marcusradisch.de/2020/10/ein-monat
[2] https://www.marcusradisch.de/2020/10/neustart/
[3] https://www.marcusradisch.de/2021/01/der-erste-schritt-ist-geschafft/
[4] https://www.marcusradisch.de/2021/02/meine-stammzellen-sind-gesammelt/
[5] https://www.marcusradisch.de/2021/02/usb-3-2-war-gestern-heute-ist-zvk/
[6] https://www.marcusradisch.de/2021/06/phase-3-hat-begonnen-die-antikoerpertherapie/