Gestern war Tag zwei von vier der Mobilisationschemotherapie.
Ich möchte mich an dieser Stelle wie immer sehr für die Gebete und Überraschungen und Postkarten und Briefe, WhatsApp und Anrufe bedanken. Es tut gut zu Wissen, dass soviele da sind und unsere Familie vor Gott hinlegen. Danke!
Am Montag den 18.01.2021 und Dienstag den 19.01.2021 waren alle Voruntersuchung. Ich liste die hier auf inklusive der Befunde. Anschließend verliere ich ein Wort zum MRT. Röntgen der Lunge, Bauchultraschall, Knochenmarkpunktion, Blutbild inkl. der für mich relevant erscheinenden Krebsmarker, Wasseranalyse, Herzultraschall – alle mündlichen Befunde klangen gut bis sehr gut. Zum MRT habe ich noch kein Befund.
Das MRT am Montag war echt sch….lecht. Es war nicht schön. Gar nicht. Ich war wieder einmal an dem Punkt, das ich fast die Klingel bedient hätte. Es war ein Gerät der neueren Generation, mit dem Vorteil, dass es angeblich schneller geht und dass es genauere Bilder macht. Die gemessenene Zeit war die gleich wie zum anderen Gerät und die Bilder kann ich nicht beurteilen. Die Nachteile überwiegen meiner eigenen Empfindung nach. Die Spulen erzeugen eine spürbar unangenehm Wärme, klar das ist subjektiv aber es war kein schönes Gefühl. Das Gerät ist viel enger und es ist viel lauter. Ich wusste bis jetzt nicht, dass ich in einem engen Raum Probleme bekomme. An Noise-Cancelling denkt wohl keiner. Nach einer Stunde MRT hatte ich Kopfschmerzen und die Ohren haben gepfiffen. Ich bin Gott aber trotzdem dankbar, dass diese Untersuchung überstanden ist. Hab nämlich neu erlebt, dass man überall zu Gott beten kann auch und gerade wenn es mies läuft.
Wie gehts mir jetzt, werde ich oft gefragt. Ich fange gerne mal bei meiner Familie. Die Kinder relasieren langsam, dass es dem Papa nicht mehr so gut geht, wie im Sommer. Sie merken, etwas stimmt nicht. Da versuchen wir Ihnen jetzt behutsam zu erklären, dass die nächste Zeit für mich körperlich anstrengend wird. Bis jetzt ging es mit der Chemo doch ganz gut. Meine Frau ist ebenso sehr angespannt und wünscht sich auch, dass ich hier gut und erfolgreich durchkomme.
Der zweite Tag der Mobilisierungschemo war ganz angenehm. Am ersten hatte ich am Abend gar keinen Appetit. Das war für mich bisher schlimmste Erfahrung. Heute ging es mir dagegen richtig gut. Ich habe weder Übelkeit, noch andere Probleme. Ich warte täglich auf den Haarausfall, zumal die Frisöre immer noch geschlossen haben. Bis jetzt ist aber nichts davon zu spüren. Da ich wieder relativ viel Kortison bekomme, nutze ich auch wieder Medikamente zum einschlafen. Mein Körpergewicht ist für meinen behandelnden Arzt sehr gut. Bei der anschließenden Hochdosistherapie kann es zu Appetitloskeit und damit zu Gewichtsverlust kommen. Ich habe aktuell nichts zu befürchten.
Die Mobilisierungschemo dient zur Vorbereitung der Stammzellsammlung. Für diese muss das Blut entsprechend vorbereittet werden. Es müssen genügend Stammzellen vorhanden sein. Bei der Stammzellsammlung wird mir mein Blut an einen Arm entnommen und die Stammzellen rausgefiltert und am anderen Arm wird das Blut wieder zugeführt. Zum Glück.
In der jetzigen Phase von Montag bis Freitag wird mein Blut und meine Abwehr schlechter und die Infektionsgefahr steigt. Ich muss ganz besonders auf Fieber achten. Wenn das auftritt, muss ich sofort stationär ins Krankenhaus und medikmentös behandelt werden. Beten wir mal, dass das ausbleibt.
Zur Zeit habe ich keine der bekannten Nebenwirkungen wie Knochenschmerzen oder Schleimhautprobleme. Tendenziell bin ich etwas müde, aber eher noch fit. Haarausfall ist bis jetzt ausgefallen. Gott sei Dank!
Als ich Mal wieder Gelegenheit hatte bei einer Zugfahrt nach Tübingen über meine Krankheit nachzudenken und über meinen Herrn Jesus viel mir ein Vers ein, der bei uns in der Gemeinde sehr häufig gelesen wird.
Wir Christen glauben, dass Jesus Christus am Kreuz (an Ostern übrigens) die Schuld der Menschheit auf sich genommen hat. Er hat den Weg zu Gott damit frei gemacht. Gott brauchte ein reines Opfer ohne einen Makel. Das war nur möglich, wenn er sich selbst in seinem Sohn opfert. Der Tod am Kreuz wird zwar im Neuen Testament (2. Teil der Bibel) beschrieben, aber im Alten Testament (1. Teil der Bibel) wird auf den Tod am Kreuz bereits glasklar hingewiesen.
Er hat nicht nur die Schuld der Menschen dort auf sich genommen, auch alle Krankheiten und Schmerzen. Er hatte am Kreuz also auch meinen Krebs getragen und überwunden, ohne Chemotherapie. Er ist also auch an dem Krebs gestorben. Er hat es aus Liebe zu mir und zu jedem Menschen getan. Nachlesen kann man das Ostergeschehen in der Bibel im Lukasevangelium.
Für mich hat dieser Vers neuerdings ganz praktisch an Bedeutung gewonnen. Jesus starb auch für diesen Krebs. Er hat ihn am Kreuz besiegt.
Wenn man in einer Situation wie dieser steckt, kann man nichts machen. Man ist der Krankheit so hilflos ausgeliefert. Das Gefühl nichts tun zu können ist krass und teilweise beängstigend. Ich kann mich deshalb nur immer wieder in die Hände meines Herrn Jesus Christus legen.
Doch unsere Krankheit, / er hat sie getragen, / und unsere Schmerzen, / er lud sie auf sich. / Wir dachten, er wäre von Gott gestraft, / von ihm geschlagen und niedergebeugt.
Jesaja 53:4 NBH
Den Vers darf man aber nicht aus dem Zusammenhang reißen, dafür ist das Kapitel aus dem Jesaja einfach zu schön. Deshalb hier das gesamte Kapitel 53.
‚Darum teile ich die Vielen ihm zu, / und die Starken werden seine Beute sein, / weil er sein Leben dem Tod preisgegeben hat / und sich unter die Verbrecher rechnen ließ. / Dabei war er es doch, der die Sünden der Vielen trug / und fürbittend für Verbrecher eintrat. Wer hat denn unserer Botschaft geglaubt? / Und an wem hat sich Jahwes Macht auf diese Weise gezeigt? Wie ein kümmerlicher Spross wuchs er vor ihm auf, / wie ein Trieb aus dürrem Boden. / Er war weder stattlich noch schön. / Er war unansehnlich, / und er gefiel uns nicht. Doch unsere Krankheit, / er hat sie getragen, / und unsere Schmerzen, / er lud sie auf sich. / Wir dachten, er wäre von Gott gestraft, / von ihm geschlagen und niedergebeugt. Doch man hat ihn durchbohrt wegen unserer Schuld, / ihn wegen unserer Sünden gequält. / Für unseren Frieden ertrug er den Schmerz, / und wir sind durch seine Striemen geheilt. Er wurde verachtet, / und alle mieden ihn. / Er war voller Schmerzen, / mit Leiden vertraut, / wie einer, dessen Anblick man nicht mehr erträgt. / Er wurde verabscheut, / und auch wir verachteten ihn. Wie Schafe hatten wir uns alle verirrt; / jeder ging seinen eigenen Weg. / Doch ihm lud Jahwe unsere ganze Schuld auf. Er wurde misshandelt, / doch er, er beugte sich / und machte seinen Mund nicht auf. / Wie ein Lamm, das zum Schlachten geführt wird, / wie ein Schaf, das vor den Scherern verstummt, / so ertrug er alles ohne Widerspruch. Durch Bedrückung und Gericht wurde er dahingerafft, / doch wer von seinen Zeitgenossen dachte darüber nach? / Man hat sein Leben auf der Erde ausgelöscht. / Die Strafe für die Schuld meines Volkes traf ihn. Bei Gottlosen sollte er liegen im Tod, / doch ins Steingrab eines Reichen kam er, / weil er kein Unrecht beging / und kein unwahres Wort aus seinem Mund kam. / Doch Jahwe wollte ihn zerschlagen. / Er war es, der ihn leiden ließ. / Und wenn er sein Leben als Schuldopfer eingesetzt hat, / wird er leben und Nachkommen haben. / Durch ihn gelingt der Plan Jahwes. Nach seiner Seelenqual sieht er das Licht / und wird für sein Leiden belohnt. / Durch seine Erkenntnis wird mein Diener, der Gerechte, / den Vielen Gerechtigkeit bringen; / und ihre Vergehen lädt er auf sich.‘
Jesaja 53:1-12
Bitte betet weiter für uns als Familie. Ganz besonders für die Kinder und Fabienne.